
Herstellung von Salben – natürlich, nachhaltig und individuell
Ich bin seit meiner Kindheit Allergikerin. Damals hatte ich sehr viele Hautkontakt-Allergien, vor allem bei Cremes, Duschgel, Shampoo und als Teenager natürlich auch gegen Kosmetika. Selbst speziell für Kinder hergestellte Produkte wie von Bübchen und Nivea haben zu sofortigen Reaktionen geführt. Auch Lebensmittelallergien wurden sofort über meine Haut sichtbar. Damals hätte ich mir eine Salbe gewünscht, die ich heute zu meinen absoluten Favoriten zähle und die wirklich ständig zum Einsatz kommt. Naturkosmetik aus eigener Herstellung.
Das Rezept ist so einfach und die Einsatzmöglichkeiten so vielfältig, dass es einfach JEDER kennen sollte. Mit selbst hergestellten Salben kannst du, alte Cremetiegel aus Glas wieder verwenden, sie sind meistens ein altes Hausmittel und somit Nicht nur plastikfrei sondern auch 100% frei von Tierversuchen. Apropro Tiere… Diese Salbe, die ich euch gleich noch vorstelle kann man perfekt auch bei Tieren einsetzen, aber dazu komme ich später auch noch. Wichtig ist, dass du auf die Qualität der Zutaten achtest!
Salben selber machen – für mehr Nachhaltigkeit im Alltag
Was benötigt man um eine Salbe herzustellen?
Besonders Salben – also halbfeste Zubereitungen aus Fetten, Ölen und Wirkstoffen – lassen sich mit etwas Wissen und den richtigen Zutaten ganz einfach zu Hause anrühren. Ob für trockene Haut, kleine Wunden, Muskelverspannungen oder einfach zur Pflege – individuell anpassbar.
Bevor man loslegt, sollte man die wichtigsten Grundausstattungen und Zutaten bereitlegen. Hier eine Übersicht:
🧂 Grundzutaten
Fette und Öle
Pflanzenöle wie Olivenöl, Mandelöl, Jojobaöl oder Kokosöl bilden die Basis jeder Salbe.
Jedes Öl hat unterschiedliche Eigenschaften:
Olivenöl pflegt intensiv und wirkt leicht entzündungshemmend.
Jojobaöl ist besonders hautfreundlich und lange haltbar.
Kokosöl wirkt kühlend, antibakteriell und duftet angenehm.
Wachse
Sie verleihen der Salbe ihre feste Konsistenz.
Besonders beliebt:
- Bienenwachs (klassisch, leicht antiseptisch)
- Carnaubawachs oder Candelillawachs (vegane Alternativen)
Wirkstoffe und Kräuterauszüge
Je nach gewünschter Wirkung kann man Heilkräuter oder ätherische Öle hinzufügen:
- Ringelblume (Calendula), für gereizte Haut
- Arnika, für Muskeln und Gelenke
- Lavendelöl, beruhigend und wundheilend
- Teebaumöl, antibakteriell
- Spitzwegerich Auszug, antibakteriell, entzündungshemmend und schmerzstillend
- Chili, wärmend
Optionale Zusätze
- Lanolin (Wollwachs) verbessert die Geschmeidigkeit.
- Vitamin E verlängert die Haltbarkeit und pflegt die Haut.
- Sheabutter oder Kakaobutter für zusätzliche Pflegewirkung.
🧪 Die Grundausstattung
Für das Herstellen von Salben braucht man keine teure Ausrüstung – viele Dinge findet man bereits in der Küche:
- Hitzebeständige Schale oder Glasgefäß (z. B. ein Einmachglas)
- Topf mit heißem Wasser für das Wasserbad
- Rührstäbchen oder Glasstab zum Umrühren
- Küchenwaage für exakte Mengenangaben
- Desinfizierte Salbentiegel oder Schraubgläser
- Thermometer (optional, aber hilfreich bei empfindlichen Zutaten)
Tipp: Achte stets auf Sauberkeit – saubere Gefäße und Arbeitsflächen verlängern die Haltbarkeit der fertigen Salbe.
🧫 So stellst du eine einfache Grundsalbe her
Hier ein einfaches Basisrezept, das du später mit Kräutern oder ätherischen Ölen anpassen kannst:
Zutaten:
- 50 g Pflanzenöl (z. B. Olivenöl)
- 10 g Bienenwachs (oder 8 g veganes Wachs)
- Optional: 3–5 Tropfen ätherisches Öl nach Wahl
Anleitung:
- Öl und Wachs im Wasserbad schmelzen.
Beide Zutaten langsam erhitzen, bis das Wachs vollständig geschmolzen ist. - Leicht abkühlen lassen.
Die Mischung sollte handwarm sein, bevor empfindliche Zusätze hinzugegeben werden. - Ätherisches Öl hinzufügen und gut umrühren.
- In saubere Tiegel füllen und vollständig auskühlen lassen.
- Beschriften (z. B. „Ringelblumensalbe, hergestellt am …“).
🌼 beliebte Varianten
- Ringelblumensalbe: Mazerat aus Ringelblumenblüten in Olivenöl, ideal für rissige oder gereizte Haut.
- Arnikasalbe: Wohltuend bei Prellungen oder Muskelkater.
- Lavendelsalbe: Beruhigend für Haut und Sinne, perfekt als Einschlafhilfe.
- Teebaumsalbe: Hilft bei kleinen Hautunreinheiten und Insektenstichen.
Mein absoluter Favorit und Gamechanger im Haushalt
🌿 Spitzwegerich – das grüne Erste-Hilfe-Wunder mit schmerzstillender Wirkung
Der Spitzwegerich (Plantago lanceolata) gehört zu den wertvollsten Wildkräutern für die Hautpflege und Hausapotheke. Er wächst an Wegrändern, auf Wiesen und in Gärten – unscheinbar, aber mit erstaunlicher Heilkraft.
Neben seiner entzündungshemmenden, antibakteriellen und wundheilenden Wirkung ist er auch schmerzstillend. Genau das macht ihn zu einem echten Multitalent bei Hautverletzungen, Insektenstichen oder kleineren Verbrennungen.
💚 Warum Spitzwegerich schmerzlindernd wirkt
Die schmerzstillende Wirkung des Spitzwegerichs beruht auf seiner einzigartigen Kombination pflanzlicher Wirkstoffe:
- Aucubin – hemmt Entzündungen und lindert Schmerzen durch die Beruhigung gereizter Nervenenden.
- Gerbstoffe – ziehen das Gewebe leicht zusammen, was kleine Blutungen und Reizungen mindert.
- Schleimstoffe – bilden einen beruhigenden Schutzfilm auf der Haut, der die Nervenenden abdeckt und den Schmerzreiz reduziert.
- Kieselsäure – unterstützt die Regeneration und lindert gleichzeitig Spannungsgefühle bei Wunden.
Durch dieses Zusammenspiel entsteht ein sanft betäubender Effekt, der Schmerzen, Juckreiz und Brennen spürbar reduziert – ganz ohne synthetische Zusätze.
🧴 Anwendung als Salbe
Eine Spitzwegerichsalbe ist daher ideal für:
- Insektenstiche (Soforthilfe bei Juckreiz und Schwellung)
- Kleine Schnitt- und Schürfwunden (desinfizierend und schmerzlindernd)
- Sonnenbrand oder leichte Verbrennungen
- Aufgesprungene Lippen oder rissige Haut
- Pickel oder kleine Entzündungen
Ein dünner Film der Salbe genügt – sie zieht gut ein, wirkt angenehm kühlend und beruhigend.
🌼 Kombinations-Tipp
Für eine besonders wirksame Rezeptur kannst du Spitzwegerich mit Ringelblume kombinieren:
Die Ringelblume fördert die Zellregeneration, während der Spitzwegerich den Schmerz und die Entzündung lindert. Zusammen ergeben sie eine sanfte, natürliche Heilsalbe, die in keiner Hausapotheke fehlen sollte.
Hier mein persönliches Rezept für dich
- Als erstes musst du Spitzwegerich und Blüten der Ringelblume sammeln und kurz abspülen. Spitzwegerich wächst bei mir im Garten und Ringelblume sähe ich dazu in Pflanztöpfen aus.
- Dann nehme ich ein großes Schraubglas und fülle es mit Olivenöl und Kokosfett zu gleichen Teilen. Dazu kommen die Pflanzenteile dazu, die nach dem abspülen sorgfältig mit einem Papiertuch abgetupft werden sollten um kein Wasser in das Glas zu geben. Wichtig ist, dass die Pflanzenteile komplett mit Öl bedeckt sind.
- Diese Mischung lasse ich für 10- 14 Tage an einem warmen Ort stehen. Damit das Kokosfett flüssig bleibt, muss es eine gewisse Temperatur haben. Bei mir steht es also in der Nähe der Heizung.
- Nach ca. 14 Tagen ist das Öl gut durchzogen und die Pflanzenteile werden beim Umschütten in einen Topf mit einem Sieb herausgefiltert.
- Den Topf stelle ich auf dem Herd auf die kleinste Flamme und erhitze das Ganze langsam. Dabei gebe ich die abgewogene Menge Bienenwachs hinzu. Hier kannst du dem Grundrezept folgen und dich bei der Menge auch etwas ausprobieren. Als Imkerin verwende ich entweder eigenen Wachs oder 100% reinen Bienenwachs in Kosmetikqualität, den man sich auch online bestellen kann. Das ganze darf nicht kochen! Es sollte gerade so heiß sein, dass der Wachs schmilzt. Mit einem Wasserbad gelingt das natürlich am besten. Ich habe mal so einen „Wasserbadtopf“ von meiner Mutter bekommen, in den man Wasser einfüllen kann.
- Sobald das Ganze eine homogene Mischung ist, fülle ich es vorsichtig mit einem kleinen Trichter in Tiegel. Auch ein alter Lippenpflegestift kann damit wiederbefüllt werden. Jetzt alles schön abkühlen lassen – fertig.
(Alternativ kann man auch Teebaumöl noch hinzugeben, aber ich mag den Geruch nicht…)
Anwendungsgebiete:
- sämtliche Wunden
- Verbrennungen
- Insektenstiche
- Hautreizungen und Ausschlag
- Als Bodylotion und im Gesicht > hier verwende ich etwas weniger Wachs
Und ebenso bei meinen Tieren!
Eine ehemalige Arbeitskollegin bekam von mir einen kleinen Tiegel, da Ihr Hund etwas an der Pfote hatte, dass einfach nicht abheilen wollte. Die Mittel vom Tierartz führten dazu, dass er noch Probleme mit dem Magen bekam, weil er es schaffte die Salbe abzulecken. Die selbsthergestellte Salbe kann ohne weiteres auch mal abgeleckt werden und tut dem Hund dabei noch gut! Nachdem die Pfote verheilt war bat sie mich um ein „großes Glas“ . Mittlerweile behandelt sie sogar ihre Pferde damit 😉
Unser Hund hat die Salbe extra zum abschlecken auf die Pfoten geschmiert bekommen, weil sie so die Hustenattacken sofort beendet hat. Spitzwegerich ist gerade auch bei Hustenreitz etc. sehr wirksam! Auch bei meinen Katzen hat der Trick schon geholfen.

Die ersten Salben habe ich nur mit Spitzwegerich gemacht, Ringelblume kam später erst dazu.
Keep your footprint Small !
Nina


